August 2016

Engagement und Leistung fördern

Alexandra Gerstner

„Führungskräfte sind für die Gesundheit wichtiger als der Hausarzt“, so formulierte es im Juni 2015 die SAP-Gesundheitsmanagerin Dr. Lotzmann in einem Interview mit der Zeit. Was steckt hinter dieser Aussage? Der Krankenstand hängt maßgeblich davon ab, ob Beschäftigte sich bei der Arbeit wohlfühlen, mitgestalten können und als Mensch gesehen werden.

Die zentrale Rolle der Führung liegt auf der Hand. Führungskräfte sind maßgebliche Gestalter der Arbeitsbedingungen. Im Sinne der Fürsorgepflicht haben sie die Aufgabe, gesunde Arbeitsbedingungen zu schaffen und Stressfaktoren bei der Arbeit zu reduzieren. Wenn es Führungskräften darüber hinaus gelingt, echte Wertschätzung zu zeigen und Beschäftigten den Rücken zu stärken, wirkt das positiv auf die Arbeitsfähigkeit und psychische Gesundheit von Beschäftigten. Soziale Unterstützung wirkt wie ein Puffer gegen Stress. In wissenschaftlichen Studien wurde nachgewiesen, dass soziale Unterstützung Depressionen vorbeugt und die Arbeitszufriedenheit erhöht.

Gesunde Führung im Wandel

Die wahrgenommene Unterstützung durch Vorgesetzte entscheidet auch darüber, ob Beschäftigte veränderte Anforderungen als Herausforderung annehmen oder diese als Überforderung erleben. Vor dem Hintergrund der ständigen Veränderungen in der Arbeitswelt ist es bedeutsam, dass Beschäftigte Führung als verlässlich erleben. Werden Beschäftigte hinsichtlich der erforderlichen Kenntnisse und Kompetenzen fit gemacht, können darüber hinaus Unsicherheiten reduziert werden.

Gesunde Selbstführung als Basiskompetenz

In einem Training zur gesunden Führung beschrieb eine Führungskraft ihre Situation mit folgender Aussage: „Viel Work, wenig Life“. Von Balance also keine Spur. Als Ursachen wurden eine hohe Arbeitsverdichtung und die Anforderung der ständigen Erreichbarkeit benannt. In einer Studie der Cologne Business School gaben mehr als die Hälfte der befragten Führungskräfte an, sowohl mit Menge als auch Komplexität ihrer Aufgaben überlastet zu sein. Fehlende Ressourcen, Anforderungen von oben und Interessen der Beschäftigten gehen mit Erfolgs- und Leistungsdruck einher.

Da wundert es nicht, dass beruflicher Dauerstress insbesondere auf der Ebene des mittleren Managements zunimmt. Selbstmanagement und gesunde Selbstfürsorge werden so zu einer Schlüsselqualifikation und sind Voraussetzung für gesundes Führungshandeln. Eine gesunde Selbstführung kann für Beschäftigte Vorbild und Anregung sein. Die Glaubwürdigkeit ist hingegen sehr begrenzt, wenn Beschäftigte ermutigt werden, auf ihre Gesundheit zu achten und gleichzeitig Führungskräfte selbst noch spät am Abend E-Mails mit Arbeitsaufträgen versenden. Vielmehr befördert ein solches Führungshandeln Präsentismus, da implizit bei Beschäftigten ankommt, dass doch die Leistungsfähigkeit über allem steht.

Ein weiteres Argument spricht dafür, die gesunde Selbstführung in den Fokus zu nehmen: Es ist davon auszugehen, dass stark beanspruchte Führungskräfte weniger Rücksicht nehmen und mehr Druck weitergeben. Mit allen negativen Konsequenzen für die Gesundheit aller Beteiligten.

Gesundheit als Wert verankern

Im Unternehmen ist eine Entscheidung zu treffen, welche Bedeutung Gesundheit im Vergleich mit anderen Zielen und Werten einnimmt. Es gilt, den vermeintlichen Widerspruch zwischen Gesundheit und Leistung aufzuheben. Neben dem ökonomischen Erfolg sind Gesundheit und Arbeitsfähigkeit als gleichwertige Ziele auf der Agenda des Unternehmens zu verankern.

Wo Sinnhaftigkeit erlebt wird und gemeinsame Werte die Zusammenarbeit kennzeichnen, bleiben Beschäftigte und Führungskräfte gesund und engagiert.

Es braucht also ein strategisch verstandenes Gesundheitsmanagement. Die Entwicklung von Führungskräften im  Sinne eines gesunden Führungsstils ist ein Baustein im Gesamtkonzept. Trainings und Workshops zur gesunden Führung geben den Rahmen, das eigene Führungshandeln zu reflektieren, eine wertschätzende, ressourcenorientierte Haltung zu entwickeln und Führungskompetenzen zu erweitern.

Sie möchten das Thema vertiefen? Dann freue ich mich auf den Austausch mit Ihnen!

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